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Rentabilität & Rendite: Wann sich Immobilien-Investitionen lohnen

Wer in eine Immobilie investiert möchte natürlich wissen, ob die Mieteinnahmen in einem guten Verhältnis zum Kaufpreis stehen. Dafür gibt es die Rendite. Wie sie sich errechnet und was gut ist, erklären wir in diesem Beitrag.

Kleine grüne Häuser stehen auf Münztürmen in aufsteigender Reihe

Wozu Rentabilitätsberechnung?

Soll eine Immobilie als Kapitalanlage vermietet werden, muss geklärt werden, ob der Kaufpreis in einem günstigen Verhältnis zu den Einnahmen steht. Bei einer Mietimmobilie bestehen die Einnahmen aus der Miete. Die Mietrendite setzt den investierten Betrag (Kaufpreise und ggf. weitere Investitionen) mit den Jahresmieterträgen ins Verhältnis. Die Mietrendite stellt somit dar, welchen Ertragswert in % Vermieter*innen aus der vermieteten Immobilie innerhalb eines Jahres erzielt. Und nach wie vielen Jahren sich der Kaufpreis durch die Mieteinnahmen armortisiert. Die Berechnung der Mietrendite ermöglich zudem den Vergleich mit anderen Objekten, was für die Immobilienbewertung im Sinne des Ertragswertverfahrens oder auch für das Discounted Cashflow-Verfahren notwendig ist.

Falls ein Objekt bisher nur von den Eigentümern genutzt wurde und die Verkäufer keine Angaben zu den Mieteinnahmen machen können, bringt eine Internetrecherche schnell ans Licht, zu welchem Preis Mieter*innen in derselben oder einer vergleichbaren Lage Immobilien wohnen. Das liefert einen Richtwert, um die Mietrendite zu berechnen und eine Immobilien-Investition zu bewerten. Doch Vorsicht, es muss selbstverständlich darauf geachtet werden, ob es sich beim Objekt um eines in Vollausschluss oder Teilanwendung MRG mit freier Mietzinsbildung oder um eine Immobilie in Vollanwendung MRG mit Beschränkungen beim Mietzins handelt.

Bei der Mietrendite-Berechnung ist zwischen einer Bruttomietrendite und einer Nettomietrendite zu unterscheiden.

Bruttorendite: Der erste Anhaltspunkt

Eine erste, grobe Einschätzung einer Immobilien-Investition bietet die Berechnung der Bruttomietrendite. Sie setzt die Investitionssumme mit den Erträgen ins Verhältnis, jedoch ohne weitere Kosten zu berücksichtigen.

Die Formel zu Berechnung der Bruttomietrendite:

  • Bruttomietrendite = (Jahreskaltmiete/Kaufpreis) x 100

Mit Jahreskaltmiete (auch Rohertrag) ist der reine Mietzins gemeint, exklusive der Betriebskosten und sonstiger Beträge, die vom Mieter gezahlt werden (Jahresbruttomieteinnahmen). Weil bei der Bruttomietrendite keine Abzüge von den Mieteinahmen vorgenommen werden, wie sie für Hausverwaltung, Instandhaltung, Reparaturen & Co. jedoch tatsächlich anfallen, eignet sich der Wert nur für eine Ersteinschätzung. Auch wenn die Bruttomietrendite gewisse Ausgaben noch nicht berücksichtigt, kann sie ein erster Indikator hinsichtlich der Rentabilität sein. Wirklich aufschlussreich ist jedoch erst die Betrachtung der Nettomietrendite.

Nettorendite: Der detaillierte Anhaltspunkt

Folgende Formel gibt es zur Berechnung der Nettomietrendite:

  • Nettomietrendite = (Jahreskaltmiete – Vermieterkosten)/(Kaufpreis + Kaufnebenkosten) x 100

Die Kaufnebenkosten für eine Immobilie in Österreich liegen bei rund 10 % und beinhalten Kosten für

  • die Kaufvertragserrichtung,
  • den Grundbucheintragung,
  • Notargebühren,
  • Grunderwerbssteuer,
  • und eventuelle Maklergebühren.

Die jährliche Jahresnettokaltmiete (auch Reinertrag) ergibt sich aus den Jahreseinnahmen der Kaltmiete abzüglich von Vermieterkosten (Bewirtschaftungskosten), z.B. für

  • Instandhaltungsrücklage
  • Reparaturkosten
  • Gebühren Hausverwaltung
  • Leerstandsrisiko bzw. Mietausfallwagnis
  • etc.

Sind Bewirtschaftungskosten nicht bekannt, werden sie im Normalfall mit ca. 20 % vom Rohertrag angesetzt, das Mietausfallwagnis mit ca. 2 % vom Rohertrag.

Beispiel für Rentabilität

Angaben zum Haus

Wohnhaus mit 5 Wohnungen, davon 4 vermietet, 1 Wohnung eigengenutzt

Kaufpreis: € 520.000,-

Mieteinnahmen netto: € 1.600,-

Rohertrag

tatsächliche Mieteinnahmen derzeit: € 1.600,-/Monat

fiktive Miete für eigengenutzte Wohnung: € 400,-/Monat

Rohertrag pro Monat

= 2.000,- * 12

ergibt einen Rohertrag pro Jahr von € 24.000,-

Reinertrag

Rohertrag pro Jahr = € 24.000,-

abzüglich Bewirtschaftungskosten (Instandhaltung, Verwaltung & Vermieteraufwand): geschätzt 20 % vom Rohertrag

abzüglich Mietausfallwagnis: geschätzt 2 % vom Rohertrag

€ 24.000,- -22% =

€ 18.720,- Reinertrag pro Jahr

Kaufpreisnebenkosten

€ 520.000,- + 10% =

€ 572.000,- Kaufpreis inkl. zu erwartende Nebenkosten

Rendite

€ 18.720,- Reinertrag / € 572.000,- * 100 =

3,27 % (gerundet) Rendite

Die Rendite für das Wohnhaus beträgt somit ca. 3,27 % p.a. (vor Steuern)

Was ist eine gute Rendite?

Grundsätzlich hängt die Rendite sehr stark von der Art der Immobilie, dem Zustand und Alter sowie der Lage ab. Da die Bruttomietrendite Kaufnebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Notargebühren etc. nicht berücksichtigt, sollte sie höher sein als die Nettomietrendite. Experten empfehlen hier eine Mindest-Bruttomietrendite zwischen 5 % und 6 %.

Die Nettomietrendite sollte für eine neuwertige Immobilie bei mindestens 3,5 %, besser 4 % liegen. Im Falle einer älteren Immobilie wird eine etwas höhere Nettomietrendite empfohlen, da hier höhere Instandhaltungskosten anfallen und die Lebensdauer der Immobilie weniger lang ist. Ab einem Wert zwischen 4 bis 6 % Nettomietrendite ist es häufig möglich, eine finanzierte Immobilie zu kaufen und zu vermieten, die sich komplett selbst trägt. Es ist jedoch Vorsicht geboten:

Höhere Rendite = Höheres Risiko

Zu beachten gilt, dass eine höhere Mietrendite oftmals auch mit einem höheren Risiko einhergeht. Diesbezüglich unterscheidet sich eine Immobilien-Investition nicht von anderen Investitionsarten. Doch was versteht man bei Anlageimmobilien als Risiko? Das wohl größte Risiko ist der Wegfall der Mieteinnahmen (Mietausfallrisiko). Diese Situation kann sowohl durch Leerstand als auch durch säumige Mieter entstehen.

  • In guten Lagen ist die Mietrendite häufig nicht sehr hoch. Denn zwar sind hier vergleichsweise hohe Mieteinnahmen möglich. Jedoch sind die Immobilienpreise ebenfalls sehr hoch und stiegen in den letzten Jahren deutlich stärker als die Mietpreise. Somit ist das Verhältnis von Investition und Ertrag weniger günstig. In der Regel ist jedoch die Nachfrage in guten Lagen hoch, so dass sich durch die Auswahl der Mieter das Mietausfallrisiko reduzieren lässt. Zudem sind die Mieter in der Regel solvent. Dadurch geht mit geringeren Mietrenditen auch häufig ein geringeres Risiko für Mietausfälle einher.
  • In günstigen Gegenden lässt sich in der Regel eine höhere Rendite erzielen. Die Kaufpreise sind hier geringer, die Mietpreise auch d.h. Immobilienpreise und Mieten haben sich noch nicht entkoppelt, so dass das Verhältnis von Investition und Ertrag günstiger ist. Jedoch steigt mit der Mietrendite auch das Risiko. Denn die Gefahr von Leerstand ist in einfachen Lagen höher.

Für Wohnimmobilien gilt daher als grober Richtwert eine Rendite von 3 % als sicher, von 6 % als sehr riskant. Für die gewerbliche Nutzung gilt wiederum eine Rendite von 5 % als sicher, eine Rendite von 9 % ist entsprechend riskant.

Kaufpreisfaktor/Vervielfältiger

Eine weitere Kennzahl zur Bewertung einer Immobilien Investition ist der sogenannte Kaufpreisfaktor. Wie bei der Mietrendite geht es um die Gegenüberstellung der erwarteten Mieteinnahmen und des Kaufpreises. Der Kaufpreisfaktor, auch Vervielfältiger genannt, gibt an nach wie vielen Jahren sich eine Immobilie selbst refinanziert hat. Dabei wird zwar mit den Nettomieteinnahmen gerechnet (Miete um Nebenkosten bereinigt), beim Kaufpreis werden diese jedoch nicht mit kalkuliert. Der Kaufpreisfaktor ist deshalb auch nur als erster Orientierungswert zu betrachten. Die Formel zur Berechnung des Kaufpreisfaktors:

  • Kaufpreisfaktor = Kaufpreis/jährliche Nettomieteinnahmen

Als ein guter Kaufpreisfaktor gilt ein Wert von 25 und höher. Durch den starken Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren, auch im Verhältnis zu den Mietpreisen, ist ein solcher Faktor im Ballungsgebieten wie Innsbruck oder dem Tiroler Unterland kaum noch zu erzielen. Anleger und Investoren geben sich auch mit deutlich niedrigeren Kaufpreisfaktoren zufrieden. In ländlicheren Regionen Tirols ist ein Faktor 25 jedoch noch zu erreichen. Der Vervielfältiger wird auch beim Ertragswertverfahren entsprechend angewandt.

Eigenkapitalrendite

Die Eigenkapitalrendite bezieht im Unterschied zur Mietrendite die Finanzierungskosten und die persönliche Steuerlast der Käufer mit ein. Die Eigenkapitalrendite gibt an, mit welchem Prozentsatz sich das eingesetzte Kapital jährlich verzinst und berechnet sich wie folgt:

Berechnung der Eigenkapitalrendite:

  • Eigenkapitalrendite = Gewinn/Eigenkapital × 100 %

Die Eigenkapitalrendite lässt sich insbesondere durch eine teilweise Fremdfinanzierung positiv beeinflussen. Hier wirkt dann der sogenannte Leverage-Effekt, der die Hebelwirkung durch eine Fremdfinanzierung der Immobilie bezeichnet.

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Kurz zusammengefasst

Die Mietrendite ist eine bewährte Kennzahl, um eine Immobilien-Investition zu bewerten. Sie setzt die jährlichen Mieteinnahmen ins Verhältnis zum Kaufpreis. Dabei sollte bei der Mietrendite-Berechnung mit Bruttomieteinnahmen eine Bruttomietrendite von 5 bis 6 % herauskommen. Bei der Berechnung mit Nettomieteinnahmen wiederum empfiehlt sich eine Nettomietrendite von 3 bis 4 %. Hohen Renditen steht dabei oft ein höheres Mietausfallrisiko gegenüber. Durchschnittliche Renditen geben hingegen mehr Sicherheit, da sie häufig ein geringeres Risiko bergen.

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