Die Entscheidung für oder gegen eine energetische Sanierung ist gar nicht so einfach, da sehr viele Faktoren eine Rolle spielen: das Alter und der Zustand des Gebäudes, die vorhandenen finanziellen Mittel, die aktuellen Heizkosten und das eigene Heizverhalten, die Lage des Gebäudes usw. Hier ein Überblick:
Gesetzliche Vorschriften: Noch nicht verpflichtend aber in Arbeit
Die erste Frage ist natürlich die, ob es in Österreich eine gesetzliche Pflicht zur energetischen Sanierung gibt. Grundsätzlich derzeit noch nicht, allerdings kommt hier etwas auf uns zu:
- In Bezug auf den Heizungstausch ist tatsächlich eine Pflicht in Beschlussvorbereitung (Erneuerbare-Wärme-Gesetz vom November 2022), bis zur Umsetzung dauert es aber noch ein paar Jahre. Erstmal muss es jedoch noch gesetzlich beschlossen werden. Ab 2025 soll dann beispielsweise der verpflichtende Tausch von besonders alten Kohle- und Ölheizungen starten (betroffen sind z. B. Ölheizungen, die älter als Baujahr 1980 sind). Die Austauschpflicht soll aber mit umfassenden finanziellen Förderungen abgefedert werden.
- In Bezug auf den generellen Energieverbrauch des Hauses ist die Gesetzgebung auf EU-Ebene noch im Gange. Am 9. Februar 2023 hat das EU-Parlament einen Vorschlag zur Änderung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) präsentiert. Das EU-Parlament hat damit die Vorschläge des Ministerrats zur Energieeffizienz von Bestandsgebäuden nach oben korrigiert. Mit der Novellierung der Gebäuderichtlinie sollen energetische Mindeststandards geschaffen werden. Die Überarbeitung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) wird jetzt zwischen dem EU-Parlament und dem EU-Rat diskutiert. Die Reform der Gebäuderichtlinie soll dann auch Fristen festlegen, bis zu denen Gebäude spätestens die Energiestandards erreicht haben müssen, um bis 2050 klimaneutral (Net Zero) zu sein. Details und mögliche Sanktionen für Immobilieneigentümer*innen, die diese Ziele nicht fristgerecht erreichen, werden dann im Rahmen der Umsetzung in nationales Recht diskutiert.
Allgemeine Gründe für die energetische Sanierung
Allgemein gesprochen gibt es unterschiedliche Beweggründe für eine energetische Sanierung. Zu den wichtigsten zählen sicher die langfristige Kostenersparnis sowie der Gedanke an die Umwelt. Auch wenn letzteres wichtig ist, gerade bei der ohnehin hohen Kostenbelastung ist es wichtig zu ermitteln, ob sich geplante Sanierungsmaßnahmen finanziell lohnen. Die
Kosten-Nutzen-Rechnung ist meist komplex und muss sämtliche Faktoren – von Anschaffungskosten, über den aktuellen Heizwärmebedarf bis hin zur prognostizierten Entwicklung der Energiekosten – mit einbeziehen. Grundsätzlich lohnt sich die energetische Sanierung umso mehr, je schlechter der energetische Zustand des Hauses aktuell ist. Bei einem sehr alten Gebäude mit schlecht gedämmten Wänden, undichten Fenstern sowie ineffizienter Heizung ist die potenzielle Ersparnis durch Sanierung natürlich größer. Den Heizwärmebedarf und energetischen Zustand (Klassifizierung von A bis G) ist im Energieausweis der Liegenschaft nachzulesen. Als Faustregel kann gelten: Wenn das Gebäude in den letzten 20 bis 25 Jahren nicht saniert wurde, sollte man auf jeden Fall über das Thema “energetische Sanierung” nachdenken.