360°-Touren sind meist kein Ersatz für vor Ort Besichtigungen. Sie erweitern und verbessern aber Möglichkeiten wie z.B. die Vorselektion von Interessenten und das zur Verfügung stellen von Vorabinformationen wie Grundriss & Ausstattung. Sofern eine soziale Interaktion mit Makler vorhanden ist, können echte VR-Anwendungen allerdings echten Besichtigungen recht nahekommen, sparen Zeit (Anfahrtszeit, Terminkoordination). Somit können Interessenten mit VR eine Vorauswahl treffen kann, an Immobilien, die er vor Ort Besichtigen will, statt diese Auswahl erst bei der Besichtigung zu treffen. Dies wiederum spart dem Makler Zeit und Anfahrt bei der vor Ort Besichtigung, da der Interessent nicht bis dahin warten muss, um durch die Immobilie zu gehen, für wirklich interessante Immobilien kommt im nächsten Schritt dennoch die vor Ort Besichtigung . VR kann somit als Teaser/Inspiration fungieren, damit Interessenten sich ein besseres Bild machen können. Betrachten wir aber einmal die einzelnen Zielgruppen genauer:
Nicht jeder Interessent will vor Ort sein und es gibt mit VR zumindest die Option ohne Besichtigung zu kaufen. (Internationale) Investoren ersparen sich somit die Anreise, um durch die Immobilie zu gehen. Bei Mietobjekten sind Leute womöglich bereit, Entscheidungen anhand der umfassenden Informationen zu treffen, ohne diese zu sehen. Eine Besichtigung hat mehr den Hintergrund, den Interessenten kennenzulernen, um ihn dem Eigentümer als zuverlässigen Mieter zu empfehlen. Hier ist auch ein Zoom-Meeting möglich, ein Mietanbot ohne den Mieter zu kennen reicht nicht aus. Bei Kaufobjekten hat jeder Kunde das Bedürfnis, die Immobilie zur Sicherheit vor Ort zu sehen, außer es handelt sich um Kapitalanleger die Bauträgerprojekte vom Plan kaufen. Diese Verkäufe funktionierten auch ohne vor Ort Besichtigung, da die Kapitalanleger nicht selbst in der Immobilie wohnen. Diese wollen nur mögliche Mängel vor Ort sehen und vermieten es anschließend unter, womit das Leben darin nicht ihr Problem ist, sondern das der späteren Bewohner. Eine weitere Möglichkeit ist auch der B2B-Bereich wobei auch hier Bauherren gerne live durchgehen und alles anschauen (und anfassen) wollen.
Aufgrund der teuren oft einmaligen Investition und finanziellen Belastung wollen die Interessenten die Immobilie live sehen. Bei großen Ausgaben ist man generell skeptischer und überlegt lieber dreimal. Für Eigennutzer (vor allem Frauen) sind Gerüche, die Wahrnehmung etc. wichtige Faktoren, die diese vor Ort sehen wollen. Der Immobilienkauf ist ein emotionales Hocherlebnis, welcher im Idealfall nur einmal im Leben passiert, da ein für-immer-zuhause gekauft wird. Auch ist es ein schönes Erlebnis, eine schöne Immobilie zu kaufen, mit der man machen kann was man möchte. Der Rundgang dient dazu einen ersten Eindruck vom Objekt zu gewinnen, ist damit dann das Interesse geweckt, möchte der Interessent das Objekt live erleben.
VR ist also bei Interessenten interessant, die sich an einem anderen Standort befinden. Kommt man allerdings in die engere Auswahl, wird die vor Ort Besichtigung im nächsten Schritt meist unersetzlich sein (außer bei Anlegern und internationalen Kunden, sowie evtl. Mietinteressenten). Auch, weil Menschen das Bedürfnis haben, etwas in Echt zu sehen und auch anfassen zu können und das Präsenzgefühl vor Ort anders ist. Es kann aber auch sein, dass viele Leute auch ohne vor Ort Besichtigung kaufen würden, sodass sich diese zumindest reduzieren würden.